Frostgefahr

Wenn die hellen Frühlingstage auch nachts klar bleiben, besteht die Gefahr von Frostnächten. Diese sind sicher bis zu den Eisheiligen (12.-15.Mai) oder sogar bis zur Schafskälte (Mitte Juni) möglich. Seit Generationen bangen die Winzer mit ihren Familien in solchen Nächten um ihren Ertrag und versuchen, den Reben mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln beizustehen.

Frostbekämpfung

Traditionelle Massnahmen

Traditionell wurden die Stockreben mit Schürzen aus Roggenstroh "angezogen", später bei den Drahtreben wurden die Schürzen durch Matten und das Roggenstroh durch Vlies ersetzt.

Frostmatten
Frostmatten (links Stroh, rechts Kunststoff)

War die Frostgefahr gebannt und konnte der Frostschutz endlich entfernt werden, war oft das nächste Unglück geschehen: Mittlerweile waren die jungen Rebschosse bereits in die Schürze und Matten hinein gewachsen. Wurden die Schürzen oder Matten nun entfernt, brachen die jungen Rebschosse oftmals ab, auch wenn vorsichtig gearbeitet wurde.

Später und bis heute versuchten die Winzer mit Wärmequellen den Frost zu bekämpfen und ihre Reben zu schützen.

Frostkerzen
Frostkerzen

Anwendung fanden und finden Öl- oder Gasöfen, sowie die sogenannten "Texaco-Wärmekerzen", welche im ganzen Rebberg verteilt werden. Manche ältere Winzer erzählen von der Erfahrung, dass die Reben neben den Wärmequellen gelitten und nicht weit daneben erfroren waren. „Aber man hat wenigstens sein Möglichstes versucht“, war dann das Fazit.

Unkonventionelle Methoden

Basierend auf der Idee, die Kaltluftseen in Bodennähe mittels Luftturbulenzen zu bekämpfen, versuchen einige Winzer die Frostbekämpfung mittels der Luftströme, welche das Gebläse ihres Pflanzenschutzgerätes produziert.

Einen pragmatischeren Ansatz erfolgte in der Frostnacht vom 27. auf den 28. April 2016 im Hallauer Rebberg: Hiesige Winzer haben in den Rebgebieten der USA und Kanada die Frostbekämpfung mittels Helikopter kennengelernt. Das Prinzip basiert darauf, mittels des Rotors Turbulenzen zu erzeugen, um die wärmere Luft aus höheren Schichten mit derjenigen in den Kaltluftseen zu durchmischen. Um die Beobachtungen empirisch zu festigen, wurden an verschiedenen Punkten und auf unterschiedlich hohen Lagen über den Rebberg verteilt Messpunkte eingerichtet.
Nachdem die verschiedenen Amtsstellen ihr OK gegeben hatten (Bundesamt für Luftfahrt, Kantonal- und Kommunalregierung), überflog der Helikopter dreimal das Rebgebiet zwischen Hallau und Trasadingen während etwa 30 Minuten (02:30 Uhr, 04:00 Uhr, 06:15 Uhr).
Das Ergebnis war relativ ernüchternd: Zwar konnte ein Anstieg der Temperaturen in der kritischen Zone um etwa 2 Grad Celsius festgestellt werden, jedoch war der Effekt nach 20 Minuten wieder verpufft. Es blieb je nach Reblage ein Schaden von 20 (obere Lagen) bis 80 Prozent (tiefe und flache Lagen).

Helikopter-Einsatz
Helikopter-Einsatz