Christophe Külling beim Rebschnitt
Christophe Külling beim Rebschnitt

Mit dem Rebschnitt wird die Grundlage für eine gute Weinlese geschaffen. Jedes Jahr muss die Rebe konsequent zurückgeschnitten werden. Der gute Winzer kann dabei die Rebe bereits so sehen, wie sie sich im kommenden Jahr präsentieren wird. Die Fruchtruten müssen so gewählt werden, dass sie gut angebunden werden können. Ein guter Rebschnitt bietet die Möglichkeit, dass die Schosse gut belüftet wachsen können, was das Ausbreiten von Pilzkrankheiten hemmt.

Die fertig geschnittene Rebe
Die fertig geschnittene Rebe

Beim Rebschnitt besonderes Augenmerk der Wuchsstärke des Stocks geschenkt. Schwache Stöcke werden stärker zurückgeschnitten. Im neuen Jahr sollen die Trauben gut reifen können.

Um das Ausfallsrisiko bei Spätfrösten im Frühling zu dämpfen, wird meist eine sogenannte Frostreserve stehen gelassen. Würde nun ein Frost Schaden an Knospen oder jungen Trieben anrichten, könnten die zusätzlichen Triebe helfen, den Ernteausfall nicht gar so hoch ausfallen zu lassen. Bleiben die Reben vom Frost verschont, wird die Frostreserve nach der Kalten Sophie (die letzte der Eisheiligen, am 15. Mai) abgeschnitten.

Bauernregel

Willst Du trinken Deinen Wein,

muss an St. Georg geschnitten sein

(St. Georg ist der 14. März)

 

 

Die geschnittenen Rebschosse werden sorgfältig an der Unterstützungsvorrichtung angebunden. Wieder muss vorausschauend erkannt werden, wie die neuen Schosse aus den Knospen wachsen und sich entwickeln werden. Was beim Schnitt begonnen wurde, wird nun konsequent weitergeführt: Die Fruchtruten werden so fixiert, dass sich eine möglichst luftige Laubwand bilden kann.

Vor allem bei trockenem Wetter muss aufgepasst werden, dass die Fruchtruten beim Biegen nicht abbrechen. Vorsichtig werden sie in der Hand zwischen Daumen und Zeigefinger gebogen.

 

Jede Knospe besteht eigentlich aus einer Hauptknospe, sowie zwei sogenannten Nebenaugen. Das Hauptauge ist das fruchtbare, welches stehengelassen wird. Die Nebenaugen werden mit den Fingern sauber weggedrückt. Ebenfalls entfernt werden sogenannte Wasserschosse. Dies sind Triebe, welche aus dem alten Holz aus Nebenaugen wachsen, welche jahrelang nicht ausgetrieben hatten. Sie werden deshalb auch „schlafende Augen“ genannt.

Nach Möglichkeit wird eine Verteilung der Augenzahl über die ganze Länge des Fruchtholzes angestrebt, wieder mit dem Ziel, eine luftige Laubwand zu ermöglichen.

Zu dickes Laubwerk, ganz speziell in der Traubenzone, ist Gift für die Qualität. Wenn Tau oder Regen im Blätterdickicht liegenbleibt, finden Pilzkrankheiten wie Peronospora (Falscher Mehltau) oder Botrytis (Graufäule) ideale Wachstumsbedingungen vor und an Qualität bei der Ernte ist nicht mehr zu denken. Deshalb wird sorgfältig Luft gemacht. Aber Achtung: zu viel soll man nicht wegnehmen, sollen die Blätter doch als "Solaranlage" mittels Photosynthese Fruchtzucker herstellen und in den Trauben einlagern.

Bauernregel:

An Johanni us de Räbe goh
und d’Truube ruhig verblühe loh
(Johanni ist der 24. Juni)

Damit die Rebschosse mit den daran wachsenden Trauben auch vor Windbruch geschützt sind, müssen diese immer wieder zwischen die Drähte eingeschlauft oder bei Stickelreben angebunden werden. Ein abgebrochenes Rebschoss bedeutet nicht nur, dass die daran wachsenden Trauben (meist zwei) verloren sind, sondern kann auch bedeuten, dass ein für den Rebschnitt strategisch gut positioniertes Fruchtholz nicht heranreifen kann. Zu grosse Nachlässigkeit beim Einschlaufen kann sogar die vorzeitige Erneuerung der Rebanlage bedeuten, weil kein sinnvoller Rebschnitt mehr erfolgen kann.